Ein wunderbarer Mensch und eine große Persönlichkeit ist von uns gegangen. Wir trauern um den Schlagzeuger, Komponisten, Klangmagier und Freund Matthias Kaul, der im Juli im Alter von 71 Jahren verstorben ist. Voller Trauer erinnern wir uns an die wundervollen, inspirierenden und einzigartigen Projekte, Gespräche und Kompositionen. Matthias war mit uns in den letzten 15 Jahren immer wieder eng verbunden. Gerade jetzt hat er für uns ein weiteres Stück komponiert, welches wir bei seinem Projekt „Musik für eine Stadt“ aufführen sollten. Wir arbeiten nun daran dieses Projekt trotzdem möglich zu machen und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Wir möchten an dieser Stelle den Nachruf von Prof. Bernhard Wulff (Freiburg) zitieren. Besser kann man es nicht ausdrücken:
Matthias Kaul
(* 29. Januar 1949 in Hamburg; † 1. Juli 2020)
»Lieber Matthias, seit dem 1. Juli ist die Welt ohne Dich leerer geworden. Traurig lässt Du uns zurück – aber auch in Dankbarkeit. Musik und Leben war bei Dir eine untrennbare Einheit: Musik war Dein Leben, Leben war Musik. Permanent hast Du für uns Dinge entdeckt, die wir übersehen hatten und dabei oft genug die Schwerkraft des musikalischen Denkens aufgehoben. Du hast uns daran erinnert, daß die wichtigsten Instrumente eines Musikers seine Ohren, seine Hände und seine Phantasie sind und daß man schöne Klänge auch im Baumarkt oder im Wald finden kann. Jeder Klang, jedes Geräusch durfte Dialogpartner für Dich sein. Unbegrenzt waren Deine Musiktheater-Einfälle, sie werden alle lange nachbeben. Für Dich ging es beim Schlagzeug keinesfalls ums „Schlagen“, sondern um die Qualität einer Berührung. Man schlägt keine kleinen Kinder, keine Tiere, wird ein Instrument geschlagen, hören wir allenfalls ein lautes Geräusch, es wird aber nie klingen oder gar singen. Mit ungebrochener Leidenschaft hast Du uns gezeigt, was es heißt neugierig zu sein und zu spielen. In vielen Sprachen heißt es wunderbar: wir spielen ein Instrument. Beobachten wir spielende Kinder, entdecken wir staunende Neugier, Ernsthaftigkeit, Zielstrebigkeit, Freude am Entdecken und Erfolg. Dieses Glück einer spielerischen, staunenden Neugier hast Du Dir erhalten und hast sie weiter an viele Menschen verschenkt. Damit hast Du in die weltweite Schlagzeug-Szene hinein gewirkt- und jetzt ein großes Loch hinterlassen.
Wir brauchen Phantasie, um in dieser Welt in Frieden zu leben und wir vermissen Phantasie schmerzlich, wenn sie durch Gewalt ersetzt wird. Künstler haben die Aufgabe, Phantasie in unserer Welt zu halten. Lieber Mathias, Du hast viel Sonnenschein und Phantasie in unsere Welt gebracht und hast die Welt dadurch für manchen von uns klarer werden lassen. Dafür sind wir Dir dankbar.“